OD Grifte: Notsanierung ist „nur das Pflaster auf der Wunde“

Nach Abschluss der Notsanierung der Fahrbahndecke wird Hessen Mobil die Ortsdurchfahrt Grifte am Freitag wieder für den Verkehr freigeben. Auf Anordnung des Regierungspräsidiums Kassel jedoch nur für Fahrzeuge bis zu 3,5t, denn das unter der Fahrbahn liegende Betonbauwerk des Pilgerbachs ist stark beschädigt und muss unbedingt geschützt werden. Auf der Strecke werden deshalb zurzeit Sperren errichtet, die die Durchfahrt von Lkw verhindern sollen.

Zur Erläuterung der neuen Verkehrsregelungen hatte die Gemeinde am 11. Dezember zu einer Bürgerversammlung eingeladen, an der alle beteiligten Behörden teilnahmen. Neben den Experten der Behörden waren auch Regierungspräsident Mark Weinmeister und Landrat Winfried Becker persönlich zugegen. Die Veranstaltung im DGH Haldorf war mit rund 250 Gästen außergewöhnlich stark besucht.

Bürgermeister Thomas Petrich verglich sein Verständnis der jetzt abgeschlossenen Notsanierungsmaßnahme mit einem „Pflaster auf der Wunde“. Die Versiegelung der Fugen und der Einbau schwerer Stahlplatten schützt lediglich den darunter liegenden Betonkasten vor weiteren Beschädigungen durch physischen Druck und Eindringen von streusalzhaltigem Wasser. Ziel sei es, die Befahrbarkeit zumindest für Pkw bis zu einem (noch in der Ferne liegenden) Neubau abzusichern.

Dezernatsleiter Volker Löwer von Hessen Mobil zeigte anhand von Fotos den aktuellen Zustand des Betonbauwerks. Teils großflächige Betonabplatzungen und freiliegende Bewehrungsstähle an der Unterseite der dünnen Spannbetondecken sind nicht reparaturfähig und schränken die Tragfähigkeit des Bauwerks erheblich ein.

Bezüglich eines Neubaus führte Löwer aus, dass dies aus mehreren Gründen eine sehr komplizierte Aufgabe sei und einen langen Planungszeitraum benötige. Als Beispiele nannte er die teilweise nicht genau dokumentierte Bauweise aus den Siebzigerjahren bei einem gleichzeitig direkt an die Wohnhäuser angrenzenden Baufeld, die Klärung der zukünftig zu erwartenden Wassermengen und -führung des Pilgerbaches sowie die Notwendigkeit europaweiter Ausschreibungen aufgrund der Größenordnung des Projekts.

Bis zu einem Neubau wird eine neue Verkehrsführung umgesetzt, die zahlreiche Einschränkungen mit sich bringt. Die neuen Regeln mit ihren Einschränkungen und Umleitungsführungen wurden von Regierungspräsidium und Hessen Mobil vorgestellt. Kernaussage: Wenn es nicht gelingt, den Schwerverkehr wirkungsvoll von dem Betonbauwerk herunterzuhalten, werden weitere Einschränkungen erforderlich. Selbst eine Vollsperrung kann schlimmstenfalls dann nicht ausgeschlossen werden.

Teil der neuen Verkehrsregelungen ist auch die Beibehaltung von Tempo 30 in Grifte. Der Schwalm-Eder-Kreis hat erfreulicher Weise entschieden, auch in der Ortslage von Haldorf Tempo 30 beizubehalten. Bürgermeister Thomas Petrich ergänzte, dass sich die Gemeinde weiter für ein Lkw-Verbot auf der Dissener Straße und Grifter Straße in Haldorf einsetzen werde, weil sie die Strecke als nicht geeignet für größere Lkw-Zahlen erachtet.