Neue Radwegebrücke wird Dr. Walter Lübcke gewidmet
Neue Radwegebrücke wird Dr. Walter Lübcke gewidmet
„Diese Brücke soll ein Denkmal für Demokratie, für Freiheit und Gerechtigkeit sein. Sie soll Menschen zusammenführen und daran erinnern, dass wir das besondere Glück haben, hier in Deutschland leben zu dürfen.“ Mit diesen Worten vollzog Jörg Schnitzerling, stellvertretender Vorsitzender der Edermünder Gemeindevertretung, gestern Abend die Widmung der neuen Radwegebrücke über die Eder zum Gedenken an Dr. Walter Lübcke. Die Benennung der Brücke nach dem früheren Kasseler Regierungspräsidenten war im Mai von der Edermünder Gemeindevertretung einstimmig beschlossen worden.
Dr. Walter Lübcke war wegen seines Eintretens für die freiheitliche-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland im Juni 2019 von einem nordhessischen Rechtsextremisten ermordet worden, nachdem er in einer Bürgerversammlung in Lohfelden über sein Verständnis einer an Grundwerten orientierten Freiheit in einer Demokratie gesprochen hatte. Am Tag der Ehrung, dem 22. August, wäre Lübcke 70 Jahre alt geworden.
Der heutige Regierungspräsident Mark Weinmeister und Landrat Winfried Becker waren mit Walter Lübcke auf vielfältige Weise eng verbunden. Beide riefen in ihren Grußworten eindringlich dazu auf, sorgsam mit der Demokratie umzugehen. Diese lebe geradezu davon, dass unterschiedliche Meinungen aufeinanderstießen und schließlich in einem Kompromiss mündeten, der möglichst viele Ansprüche abdecke. In den letzten Jahren sei aber immer häufiger zu beobachten, dass einzelne Personen oder ganze Gruppen die Suche nach einem tragfähigen Kompromiss ablehnten und stattdessen mit allen Mitteln auf die Durchsetzung ihrer persönlichen Sichtweise beharrten. Der damit verbundene Egoismus und die Radikalität der angewendeten Methoden sei besorgniserregend.
Die Grüße und den Dank der Familie Lübcke übermittelte Bürgermeister Thomas Petrich. Christoph Lübcke habe ihm geschrieben, dass die Widmung sehr im Sinne seines Vaters wäre. Es werde so an ihn erinnert, und an wen erinnert werden, der bleibe auch weiterhin. Der Bürgermeister mahnte außerdem, mit der Sprache sensibler umzugehen und insbesondere Meldungen in den sogenannten „sozialen Medien“ immer kritisch zu hinterfragen. Denn die bewusste Manipulation eines gesprochenen Wortes habe letztlich zur Ermordung Lübckes geführt. Petrich ist deshalb stolz darauf, dass die Gemeindegremien mit dem als Leitbild des Edermünder Gedenkens ausgewählten Zitat „Es lohnt sich, in unserem Land zu Leben!“ ein bewusstes Gegengewicht gegen die bisherige Diskussion setzen.
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